Da habe ich kürzlich ganz spontan das Buch „Shevon“, Band 1 der Flüchtlingschroniken von Michael Knabe, erworben. Einfach, weil mir der Humor des Autors auf Instagram so zusagt und wissend, dass das Buch selber eher nicht humoristisch ist.
Ja, was soll ich sagen? Ich habe es in zwei Lesesessions durchgelesen, weil mich die Geschichte so in den Bann gezogen hat. Obwohl ein bisschen mehr Blut vergossen wird, als ich normalerweise mag. Es waren auch nur deshalb zwei Sessions, weil ich eine Menge andere Verpflichtungen habe, die mich leider doch recht oft vom Lesen abhalten.
Worum geht es?
Shevon, Sohn eines mächtigen Senatoren in einem römisch nicht nur angehauchten Land, gerät in große Schwierigkeiten, als ein alter Feind der Familie aus der Verbannung zurückkehrt. Wer Lateinunterricht hatte und Ciceros Reden gelesen hat: stellt euch Shevon in etwa so redegewandt vor. Leider bringt diese Art der Ausbildung einen Nachteil mit sich: mit Kampf hat es Shevon nicht so, er ist nicht unbedingt mutig zu nennen, was körperliche Auseinandersetzungen angeht. Die Widersacher hingegen sind, man ahnt es schon, eine ziemliche Militärmacht, und außerdem ziemlich rachsüchtig.
Ein bisschen von deren Hintergründen erfährt man durch Regul, der als eine Art Geisel für gewisse Zeit in Shevons Familie aufgezogen wurde und im gleichen Alter von Shevon ist. Eine gute Idee? Man mag es bezweifeln. Aber als Leser erfährt man einiges darüber in welcher Umgebung Regul aufwuchs und wie dessen Familie tickt.
In dem Maße, wie Shevon (endlich) mehr Verantwortung für das eigene Leben übernimmt (übernehmen muss, aus diversen Gründen), erkennt er auch seine Privilegien, die er bisher für vollkommen normal gehalten hatte. Die Sklaven räumen auf, säubern seine Sachen, kochen – und sind irgendwie unsichtbar. Aber was, wenn man diese Privilegien und diese „unsichtbaren“ Menschen plötzlich nicht mehr hat? Shevon hat sehr plötzlich sehr viel zu lernen, bis es zumindest ein temporäres ein bisschen glückliches Ende gibt – das wiederum ganz eindeutig der Auftakt zu weiteren Dingen ist.
Fazit
Shevon selber ist sicherlich nicht der typische Held einer Geschichte, aber ein verdammt gutes Beispiel was aus einer Person werden kann, wenn sie einen (sehr deutlichen und schmerzhaften, in diesem Fall) Schubs aus der Komfortzone bzw. dem bisherigen privilegierten Leben bekommt und gewillt ist, diese Sicht auch anzunehmen.
Ich habe mit dem Protagonisten gut mitfühlen können. Was für mich immer der Grund ist, ob ich in ein Buch eintauchen kann oder nicht. Ja, es gibt viel Action (ich meine das hatte der ein oder andere moniert?), aber wenn ein Buch schon Flüchtlingschroniken im Titel hat… sollte das dann wirklich verwundern?
Und jetzt möchte ich wissen, wie es weitergeht. Ob Shevon Dala noch mal wiedersieht. Wie es in Sabinon aussieht. Was Meron vor hat.
Zum Glück sind Band 2 und 3 ja schon erschienen. Außerdem wird der Autor am geplanten Kurzgeschichtenadventskalender mitschreiben. ich freue mich drauf!