Weiter, immer weiter

Manchmal regt es mich wirklich auf, wenn Menschen den Ratschlag geben, man müsse sich da jetzt einfach zusammenreißen und das eben durchziehen. Weiter, immer weiter. Und dann?

Weiter immer weiter
Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Nur wer etwas leistet, ist etwas wert. Aber wer bestimmt, was Leistung ist? Für welche Leistung bekommt man Anerkennung und was ist eigentlich Anerkennung?
 
Für einige Menschen ist es eine Leistung, morgens aufzustehen. Vielleicht weil sie krank sind, vielleicht weil sie eine Behinderung haben, vielleicht auch weil es ihnen an diesem einen Tag nicht so gut geht. Andere powern den ganzen Tag auf der Arbeit durch und gönnen sich keine Freizeit. Müde sind am Abend beide. Anerkennung bekommt üblicherweise aber nur der, der sich bei der Erwerbsarbeit abrackert. Er wird für seine Leistung gelobt, er hat „Geld verdient“. Das finde ich eine spannende Wortwahl. Was verdienen denn die, die gerade keiner Erwerbsarbeit nachgehen?

 

Das habe ich (nicht) verdient

 Es gibt vielerlei Gründe, weshalb jemand keiner Erwerbstätigkeit nachgeht. Einige kümmern sich um Kinder oder pflegen ältere oder kranke Angehörige. Kinder, Alte und Kranke gehen selbstverständlich auch üblicherweise keiner Erwerbstätigkeit nach. Menschen mit Behinderungen, ob sichtbar oder nicht, fällt es weiterhin schwerer eine passende Erwerbsarbeit zu finden – oder gleich nicht ausgebeutet zu werden.
Für mich zeichnet sich da ein spannendes und unheimliches Bild: kann es sein, dass nur die gesunden Menschen in der Blüte ihres Lebens „wertvoll“ sind? Und auch nur dann, wenn sie sich nicht um die Menschen kümmern, die nichts (oder weniger) zur Wirtschaft beitragen?
 
Ich finde das ziemlich unfair. Und auch sehr blind. Selbst rein marktwirtschaftlich: woher sollen denn arbeitende Menschen kommen, wenn sie keiner groß zieht? Wie sollen sich kranke Menschen auskurieren, wenn sich keiner kümmert? Wer sollte denn ein besseres Gefühl für Bedürfnisse von Kranken oder Menschen mit Behinderung haben, wenn nicht diese selber?
 
Macht es die Welt irgendwie… schlechter wenn man versucht auf die Bedürfnisse aller zu achten? Wenn ich zB eine rollstuhlgeeignete Rampe baue, dann kommen dort auch die Treppensteiger problemlos entlang. Menschen mit Rollator übrigens auch. Also nehme ich den Treppensteigern ja nichts weg – und ob ich eine Schräge hinauf laufe oder Treppen, gesünder als Fahrstuhl ist beides.

Was wäre wenn…

Was wäre wenn sich der Wert nicht an der marktwirtschaftlichen Leistung bemessen würde? Sondern zunächst erst mal an: das ist ein Mensch, dieser Mensch verdient es in Würde zu leben?
Würde es den Menschen nicht gesamthaft besser gehen, wenn ihr Wert sich nicht daran messen müsste, was jemand anderes zu zahlen bereit ist?

Ich kann hier sicher keine vollständige Lösung liefern, dafür ist es zu komplex. Ich bin aber echt versucht, aus dem Thema ein Spiel zu entwerfen oder zumindest eine kleine Utopie zu schreiben.

Lass mir gerne deine Gedanken dazu da.

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